04.09.2019 Schreibübung

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04.09.2019

Wenn du einmal im Leben vor dem Nichts stehst, macht das keinen guten Eindruck. Wenn du zwei- dreimal davor stehst, hast du Möglichkeiten. Natürlich immer unter der Berücksichtigung von Umständen, die sich im Nachhinein als Irrtum herausstellen. Selbst wenn das ganz große Prinzip außen vor bleibt, kann es physische Absonderlichkeiten in Betracht ziehen, von denen man sich zu Beginn seines Lebens gar keine Vorstellungen machen konnte. Darüber hinaus lässt sich auch vermuten, dass eine Wahnvorstellung tatsächlich eine bewusste Entscheidung sein könnte, die zweckentfremdetes Gedankengut lediglich in unvergleichbares Licht stellt. Damit verbunden gesellt sich ein unerreichbares Stück Weltnegation aus einzelnen Dimensionen teilentfremdeter Nonsenstheorien fast wie von selbst dazu. Man könnte auch sagen, es hat den Anschein.

Die nächtlichen Straßen tragen noch einen Hauch von Restsommer. Du versuchst dich auf den Bürgersteig zu konzentrieren. Mit mäßigem Erfolg. Das Lachen stört dich nicht. Die Welt um dich ist so jung geworden. Und du hast keine Ahnung, wie das passieren konnte. Jugend ist ein seltsames Wort. Das in deiner Erinnerung als Restbestand irgend eines Sternes an irgend einem Himmel hängt. Darauf zeigen kannst du nicht. Und trotzdem weißt du, dass es da ist. Da war. Beweise verlangst du keine. Warum solltest du auch? Das gute an der Vergangenheit ist das Wort an sich. Geh einfach auf diesem Bürgersteig. Und stell dir vor, du träumst. Ernstfall Leben kann warten. Sollte warten. Bricht in deinem Blick, der von einem Wind durchgeschüttelt wird. Als bloße Ahnung was Realität bedeuten könnte. Aber über diesen Punkt bist du lange hinaus. Und Sieben- Meilen-Stiefel gibt es nicht. Das sagen alle. Im besten Fall haben sie recht. Andererseits ist Realität auch nur ein Wort an das deine Beine nicht glauben. Vielmehr verhaken sie sich und leiten zum Teil unbewusst den oft zitierten freien Fall ein, auf den der Cutter eine Zeitlupe legt. Sodass der gute, alte Freund Bürgersteig deinen gebrochenen Blick mit allen Mitteln der Gravitation überlässt. Und im Näherkommen wird ein Lächeln hinein retuschiert, das dich im ersten Moment überrascht. Dann aber einen Sinn ergibt, und die Worte Herzlich Willkommen eine ganz andere Bedeutung bekommen.

© Ulrich P. Hinz

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