Gedankenschleuder (10.07.2022)

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10.07.2022

Jede Simulation lässt sich stoppen. Selbst die Realität. Oder das, worauf man sich überwiegend geeinigt hat. Denn eine Realität lässt sich ganz leicht herstellen. Ein paar Kniffe hier. Ein paar Kniffe da. Plopp. Fertig. Das war früher nicht ganz so leicht. Dafür war sie früher länger haltbar. Heute ist das Verfallsdatum nur noch sehr klein. Oder kurz. Wie auch immer man das ausdrücken will. Realitäten kommen und gehen. Und man muss dafür nicht einmal verrückt werden. Das wird zwar immer wieder behauptet, aber es ist viel leichter, als man glaubt. Und den Glauben trägt man schon lange nicht mehr in die Kirche. Der wird an Stammtischen ausgiebig breit getreten. Wie eine fette Taube, die auf irgend einem Straßenbelag festklebt und immer weiter mit ihm verschmilzt. Darüber kann man natürlich streiten. Aber im Allgemeinen ist das keine große Sache. Im Gegenteil. Heute ist man sich weitgehend in jeder Angelegenheit einig. Es gibt keine Grautöne mehr. Die wurden in kleinen Einheiten einfach aufgelöst. Und der brave Deutsche hat sich nie etwas dabei gedacht. Und irgendwann wurde das mit dem Denken immer schwerer. Denn die vorgefertigten Denkstrukturen übernahmen den wesentlichen Anteil bei fast allen. Und dann bleiben Farbschattierungen nun einmal schnell auf der Strecke. Aber das ist kein großer Nachteil. Das hat man schon in der DDR beobachten können. Der wesentliche Charakterzug eines ganzen Volkes. Nur mit dem Haken, dass es irgendwann nicht mehr funktioniert hat. Und selbst wenn es in diesen Zeiten wohl länger dauern wird, weil die staatlichen Maßnahmen über die digitalen Medien einfach wesentlich tiefer in die Stammtische eingreifen. Nur das spielt keine wesentliche Rolle. Und der gute Deutsche wird brav für seinen Kanzler frieren. Und an Hunger wird man sich gewöhnen. An das Schlangestehen ist man bereits bestens gewöhnt. Ja sogar angepasst. Das ist alles sehr überschaubar geworden. Nur die Grenzen haben sich verlagert. Sind weich geworden. Mauern braucht man schon langen nicht mehr. Und wenn der böse Russe tatsächlich hier einfallen wird, kann nichts ihn stoppen. Allerdings wird der Russe so blöd nicht sein, wie man ihn haben will. Und darum machen sie sich auch die größten Sorgen. Denn während im guten alten Mütterchen Russland weiter der Wodka zirkuliert, werden bei uns die Menschen auf den Straßen verhungern und erfrieren. Und die Deutschen werden noch stolz darauf sein. Und wo und wie werden die notwendigen Schritte eingeleitet. Nun, man spart da, wo es am wenigsten gibt. Bei Hartz 4. Und der Rest ist eine große bunte Fahne. Denn diejenigen, die nichts haben, denen wird auch das noch genommen. Kann man schon in der Bibel lesen. Hat sich nicht viel dran geändert. Und solange der gute Deutsche das so nicht ändern will, solange wird es laufen. Dass die Bauern irgendwann aufstehen, wie in Holland, damit wird möglicherweise zu rechnen sein. Und wenn man die irgendwann zu sehr in die Enge treibt, dann geht es rund. In Holland wurde ja von staatlicher Seite bereits auf die Kaste geschossen. Und einen Schießbefehl scheint den Deutschen irgendwie abzugehen. Mal sehen, was sie daraus machen. Es sind herrliche Zeiten. Und wenn dann erst einmal nichts mehr zu fressen da ist, und die Bauern wie die Hartzer massenhaft in den Straßen gestorben sind, wird es erst richtig lustig. Und wir werden dabei sein. Und wir werden singen und lachen. Und unsere Stammtische werden das kalte Kotzen kriegen. Aber auch das große Lachen. Jede Simulation lässt sich stoppen. Viertel Stunde vorbei. Gott sei Dank.

 

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

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