Gedankenschleuder (22.09.2022)

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Gedankenschleuder
  • Lesedauer:4 min Lesezeit

22.09.2022

Im Namen des Krieges wird alles teurer. Und die Durchhalteparolen dröhnen schon lange, bevor der erste Deutsche Soldat an der Front gefallen ist. Wir ziehen wieder gegen Russland. Und keiner scheint sich zu erinnern. Waffen sprechen. Wir geben ihnen die Gelegenheit. Wer Waffen liefert, liefert Tod und Verdammnis. Aber davon wissen sie nichts. Und das ist gut. Wir sind gut. Und das reicht. Mehr müssen wir nicht wissen. Das war schon immer so. Und das ist zum Teil auch tröstlich. Und nur, weil es beim letzten Mal nicht geklappt hat. Diesmal wird es zwar auch nicht funktionieren. Aber das stört uns nicht. Denn im Untergang sind wir zu Hause. Das muss man einfach verstehen. Nicht nachvollziehen. Aber verstehen. Und weil nichts mehr hinterfragt werden darf, verstehen wir es auch. Das ist uns Deutschen so in die Wiege gelegt. Seit vielen Jahren. Ein Hoch auf die Zeit. Im Alleingang zur Ewigkeit. Selbst bei Corona. Alle anderen haben schon aufgegeben. Selbst dem dementen Ami ist das rausgerutscht. Aber wir marschieren weiter. Wir können das. Wir haben das gelernt. Und alles in allem wird es gut gehen. Die Toten liegen dann nicht mehr zu tausenden auf den Straßen, so wie bei Corona, sondern sie erfrieren brav zu Hause in ihren Wohnungen. Dafür wird es Orden regnen. Wir kommen mit dem Gießen der Orden gar nicht mehr nach. Und die Kinder werden hingegeben. Und alles ist diesmal viel mehr als bloße Ideologie. Wir sind die Guten. Basta. Und auch unsere Politiker wissen davon. Sie verleihen die Orden mit Freude. Ihr strahlendes Gesicht tief in die Kamera gehalten. Das macht Eindruck. Das macht Freude. Und das Volk rennt mit Masken gesichert an die Front. Frontschweine. Aber mit Masken kann natürlich nicht viel passieren. Damit ist man vor allem geschützt. Wer sollte daran zweifeln. Niemand. Keiner. Und das ist gut so. Denn die Herzen werden kriegsreif geschossen. Und so ein Beschuss ist einfach mächtig. Man weiß davon. Und kann sich kaum dagegen wehren. Aber darum geht es auch nicht. Eine Welt erobert man nicht beim Spazieren gehen. Wann werden die Deppen das wohl endlich begreifen. Das haben sie kommen sehen. Und in ihren Bunkern lachen sie darüber. Das hat Stil. Sie feiern im Großen. Und der brave Deutsche vergeht in den Schützengräben. Wieder einmal. Und keiner fragt sich, wozu die Geschichte eigentlich gut ist. Und das ist gut. Auch das soll niemals hinterfragt werden. Wie der ganze Rest. Es ist eine herrliche Zeit. Mit Propaganda statt Herzen ziehen wir in den Krieg. Wir wollen alles dasselbe. Und das ist gut so. Frieden ist keine Option. Verhandeln ist keine Option. Der Feind ist ausgemacht. Und das genügt. Mehr braucht es nicht. Wir gehen mit wehenden Fahnen, die wir aus gebunkertem Klopapier gemacht haben weiter, als wir es je waren. Napoleon wäre stolz auf uns. Und Mozart und Beethoven sind tot. Sonst wäre es eine andere Welt. Aber wir werden siegen. Wir werden es diesmal schaffen. Nichts ist uns unmöglich. Und weh dem, der nicht anständig friert. Man hat genügend Wände, an die man sie stellen kann. Ab in die Ecke. Schäm dich. Und die Welt ist um viele Gräber reicher. Das ist doch wunderbar. Und Gott denkt sich seinen Teil. Ein Lehrer, der einsehen muss, dass seine Lektionen ins Leere gelaufen sind. Die Wiederkehr des ewig Gleichen. Ist das Einzige, das bleibt. So traurig das auch klingen mag. Aber in unseren Siegesliedern wird davon nichts mehr zu hören sein. Wir grölen. Wie schon einmal. Viertel Stunde vorbei. Gott sei Dank!

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

Schreibe einen Kommentar