04,04,2022
Die Regale sind wieder leer. Der Supermarkt als modernes Schlachtfeld. Die Welt hat Angst. Immer wieder und immer nur Angst. Es ist eine vielversprechende Lage. Wir alle wissen das. Ohne zu ahnen, dass es diesmal länger dauert. Und die ganzen Hamsterkäufe die Zeit nicht überdauern werden. Es ist aussichtslos und gleichzeitig eine große Reinigung. Die Sterne weinen über uns. Aber wir sehen bloß in die Zeitung. Und in die Glotze. Schon lange nicht mehr. Über zwanzig Jahre bin ich aus diesem Circus ausgestiegen. Und das ist gut. Aber es ist lange nicht genug. Wir haben es ausgeschlachtet. Und darüber hinaus kommt alles so, wie es kommen muss. Wir weigern das stete Gelaber. Aber das kommt nicht in den Sinn. Der Sinn ist schon lange untergegangen. Wir haben uns in Angst gehüllt und machen alles andere verantwortlich. Nur nicht wir selbst. Nur nicht wir anderen. Das ist alles ein wenig zu viel. Für uns. Für unsere Nachbarn. Es ist alles ganz eitel. Sagt die Bibel. Und die muss es wissen. Warum auch nicht. Wenn wir morgens in den Spiegel schauen, sehen wir nichts. Es ist ausgeblichen. Ein ausgeblichenes Gesicht. Und das ist gut so. Die anderen. Es sind immer die anderen. Und eine Meinung ist schnell gebildet. Alles, was so einfach anmutet, tut gut. Erfüllt unser Herz mit Schlichtheit. Aber das kann warten. Wir warten. Auf bessere Zeiten. Aber das könnte dauern. Wir werden in neuen Schlachten unter Beweis stellen müssen, dass wir es verdienen. Der kleine Mann wird untergehen. Wird in Ketten sein Leben fristen. Ohne es zu merken. Und das ist gut. Wir erfahren, was wir erfahren sollen. Alles andere bleibt außen vor. Und das ist fast besser, als alles, was wir uns vorstellen können. Die Vorstellungskraft endet am TV. Oder in den Zeitungen. Und der gute Deutsche weiß Bescheid. Er kennt sich aus. Ohne zu wissen, warum. Aber das spielt keine Rolle. Sie wissen. Sie sind die Wissenden. Und ich in meiner kleinen Welt, bleibe außen vor. Wie immer schon. Und das ist fast normal. Darum verrückt sich die Welt. Die Sterne stehen schief. Und lachen über uns. Denn ihnen ist es egal. Sie stehen, während wir uns wälzen. In unsagbarem Dreck. Das kann passieren. Muss aber nicht. Wir holen die Milch aus den Hunden. Einfach und gut. Fressen wieder Ratten und wundern uns, dass wir die Raten nicht mehr zahlen können. Und dann kommt der Gerichtsvollzieher. Denen, die nichts mehr haben, wird auch das bisschen, was geblieben ist, genommen. Steht auch in der Bibel. Mich geht das nichts mehr an. Denn die Sonne scheint. Aber der Frühling macht Spielereien. Es schneit und tötet die Blüten. Das ist völlig normal. Da muss man sich nichts bei denken. Es sei denn, es wird angeordnet. Dann denkt der Deutsche. Denkt, was wir denken sollen. Und das ist gut so. Das wird überleben. Die große Matrix ist schon so gut wie fertig. Und das wird wunderbar. Sie werden alles wissen. Und Wissen ist gut. Wissen ist Macht, sagte Bacon. Und der muss es wissen. Aber wir spielen ja nur. Wir wollen nur spielen. Und natürlich das beste für euch. Warum versteht ihr das nicht. Warum wollt ihr das nicht verstehen. Mit unseren mentalen Panzern fahren wir durch die Gehirne der Massen. Und das funktioniert bestens. Es gibt kaum ein Entkommen. Und das werdet ihr niemals merken. Das haben wir uns so gedacht. Und im Gegensatz zur Masse, denken wir. Aber das macht keinen großen Unterschied. Wir zerfallen langsam. Dafür aber gründlicher als sonst. Dabei spielt es keine Rolle, wer mit wem. Und wer mit wem nicht. Wir lachen. Den ganzen Tag lachen wir. Und freuen uns auf die großen Dinge, die da kommen werden. Die kleinen Menschen sind es nicht wert. Sie interessieren nicht. Sind zu billigen Zahlen verkommen. Und das ist gut. Eine Zahl stellt keine Fragen. Nur mathematische Probleme. Aber das kann alles berechnet werden. Wir haben gute Mathematiker. Was einst die Philosophen waren, rechnet man heute aus. Das Spiel läuft glänzend. Aber der kleine Mensch bleibt auf der Strecke. Seine Gefühle, sein Weinen, das unendliche Leiden interessiert uns nicht. Warum sonst verhungern seit Jahren die Menschen. Auf dieser Welt. Die eigentlich genug für alle hätte. Sind es tatsächlich so viele? Natürlich. Und es ist uns egal. Mit ein paar Spenden werden unsere Gewissen beruhigt. Wir haben ja unser Bestes getan. Wir sind die Guten. Das waren wir schon immer. Und so soll es bleiben. Warum auch nicht. Schau in den Spiegel und du erkennst dich nicht. Das ist aber nicht schlimm. Schlimmer ist es nur, dass wir es nicht merken. So hat die ganze Sache damals als großes Spiel begonnen. Und heute stehen die Sieger fest. Das ist völlig normal. Ganz natürlich Auslese. Und in den Kneipen, die wieder geöffnet sind, spricht man es aus. Aber dann ist man letztendlich zu besoffen, um daraus zu lernen. Und das ist gut so. Das ist ganz hervorragend. 20 Minuten vorbei. Gott sei Dank!
© Ulrich P. Hinz
Foto von Ekaterina Belinskaya