Gedankenschleuder (11.06.2022)

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11.06.2022

Wir sehen alles. Wissen noch viel mehr. Wenn nötig, hören wir euch beim Kacken zu. Aber das nur als letzte Möglichkeit. Die wir im Grunde nicht brauchen. Ihr legt uns freiwillig alles in die Hände. Und unsere Hände sind gut. Gute Hände ohne Schwielen. Das kann sich in der modernen Zeit keiner mehr leisten. Auch die ganze Infrastruktur liegt darin gefangen. Aber das ist über die Maßen irrelevant. Wir halten euch an der kurzen Leine, wenn es sein muss. Und wann musste es das nicht. Eure Spiele und das Brot lassen wir uns gut bezahlen. Das war nicht immer so. Aber im Grunde niemals anders. Wir haben gründlich darüber nachgedacht. Nur ist es ein leichtes Unterfangen für uns. Denn im eigentlichen Sinne sind wir gut. Wollen nur euer Bestes. Warum sollte es anders sein? Man kann sich ja darüber lustig machen. Aber wenn wir sagen, es ist Krieg, geht ihr hin. Mit wehenden Fahnen. Und Lust auf Untergang. Das ist nicht neu. Die Feinde sind schnell gefunden und werden direkt in eure Gehirne gepflanzt. Das machen wir mit links. Ohne große Anstrengung. Ein kleiner Blick hier. Der große wird niemals gezeigt. Und häppchenweise legen wir euch in genau den Kerker, der euch immer schon bestimmt war. Anders ist das alles nicht zu erklären. Und unter unserem Lachen klingt ein Echo nach. Das werden viele auf Dauer hören. Wenn sie über gefallene Söhne und andere Kinder trauern. Doch nützen wird es nichts. Das hat noch niemals genützt. Stell dir vor, es ist Krieg, und alle machen mit. Warum sollte es diesmal anders ein. Wir spielen dieses Spiel seit tausenden von Jahren. Da hat man Erfahrung. Und die wurde immer weiter perfektioniert. Wir lachen halt lauter. Und darüber hinaus hat sich die Welt verkleinert. Sie ist so unendlich klein geworden, dass sie auf einen Chip passt, der nicht einmal mit bloßem Auge gesehen werden kann. Es ist eine herrliche Zeit. Wir feiern und verkaufen das Wildschwein, noch lange bevor wir es gefangen haben. Weil wir wissen, wir werden es fangen. Da gibt es kein Zurück. Und die Wut beginnt direkt unter der Schädeldecke. Das haben wir in zahlreichen Studien herausgefunden. Und sie ist erst einmal aktiviert, gibt es kaum noch ein Zurück. Das war immer schon so. Warum sollte sich daran etwas ändern. Und selbst, wenn die Schädel dann eingeschlagen sind, bleibt noch immer dieses Echo. Lang und nachhaltig. Wir werden eine nachhaltige Welt betreiben. Allerdings kommen die meisten da nicht mehr raus. Die Vielen schon. Aber einige Wenige müssen auf dem Weg verhungern. Denn der Hungertod, den man nur aus der Ferne kennt, man wird ihn in seiner Nachbarschaft begrüßen können. Hautnah mit allem Komfort. Daran werdet ihr eueren Spaß haben. Und die bettelnden Kinder auf den Straßen, sie werden es nicht schaffen. Und Wunder bleiben der Bibel vorbehalten. Alles andere gäbe keinen Sinn. Und das ist gut so. Warum sollte man einem Jesus glauben? Wunder gibt es schon lange nicht mehr. Dafür haben wir gesorgt. Die große Wende kam über Nacht. Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Wir schwingen unsere Keule nicht mehr im wörtlichen Sinne. Sondern klopfen direkt in euren Gehirnen an. Der Einlass ist unumgänglich. Permanente Wiederholung macht es so leicht. Eine Programmierung ist nur ein Kinderspiel. Wir wiederholen es bis zum Erbrechen. Da kann kaum einer raus. Denn wir sind so präsent, wie wir es für richtig halten. Das ist kinderleicht. Und die Chips machen es noch einfacher. Wir kommen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Aber das wäre ja auch alles andere als erwünscht. Viertel Stunde vorbei. Gott sei Dank.

 

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

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