Gedankenschleuder (24.08.2022)

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24.08.2022

Steht tatsächlich die Apokalypse vor den Toren. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aber ich glaube es nicht. Die Vorstellung, dass die Welt der Gier einiger weniger ausreicht, um die Welt und das Menschentum auszulöschen, ist mir fremd. Es geht alles seinen Weg. Und der Weg ist alt. Wir gehen ihn schon tausende von Jahren. Und nur weil in den letzten paar Jahrzehnten sich so etwas wie scheinbare Freiheit aufgespielt hat, glauben wir nun, es wäre Wirklichkeit. Das ganze grausame Einerlei in Vollendung der Menschheitsgeschichte war alles nur Zufall. Der Mensch an sich ist gut. War immer gut. Und die Unstimmigkeiten darüber waren nur erfunden. Die Massenmorde und Genozide sind ein Unfall der Evolution gewesen. Oder vielleicht doch Teil der Evolution selbst. Der fitteste wird überleben. Das kann man nachlesen. Selbst, wenn es sich als falsch herausstellt. Und überwiegend auf das Tier- und Pflanzenreich Anwendung findet. Darüber müssen wir lachen. Und wir lachen gut und laut. So wie immer schon. Und die Naivität der Bevölkerung ist erstaunlich. Immer wieder aufs Neue ist es so unglaublich, dass wir aus dem Lachen gar nicht herauskommen. Nach Auschwitz wird alles besser. Oder zumindest anders. Haben sie gesagt. So etwas wird es nie wieder geben. Auch Weltkriege werden wir verhindern. Stattdessen haben wir die Welt in viele kleine Einzelteile gespalten. Und die Kriege so in sichere Ferne und einzelne Bereiche verschoben. So dass der brave Bürger davon nur das mitbekommt, was er mitbekommen soll. Dafür ist gut gesorgt. Und das Märchen, das der Mensch nun sehr viel besser geworden ist, nach all dem, funktioniert. Wir lächeln darüber. Aber im Grunde laufen wir mit Dauererektionen und feuchten Schritten durch die Welt. Das kann man sogar gendergerecht verpacken. Und darauf sind wir stolz. Und nur weil es einen George Orwell gegeben hat, heißt das gar nichts. Es ist ja nur ein Roman. Mehr nicht. Und wann hätte die Literatur die Menschen je besser gemacht. Und nur, weil nach Werther einige den Selbstmord gewählt haben, das kommt vor. War ein Missverständnis. Und das ist gut. War nie besser. Und der brave Bürger glaubt nur, was in der Zeitung steht oder im TV gelaufen ist. Eine so kleine Welt ist wunderbar. Sie ist so einfach. So leicht zu schaffen. Und dabei ein so gutes Gefühl zu vermitteln. Das könnte wieder und wieder passieren. Und wenn in den Nachrichten von der Propaganda aus den bösen Ländern berichtet wird, schütteln alle ungläubig die Köpfe. Ein komplettes Volk im gemeinsamen Kopfschütteln vereint. Das ist fast so gut, wie Fußballweltmeister zu werden. Aber nur fast. Und das wissen wir auch. Aber daran wird gearbeitet. Und der Mann und die Frau und alles, was dazwischen liegt, glaubt an uns. Denn wir sind die Guten. Das waren wir immer schon. Nur jetzt wird es offensichtlich. Nur jetzt glaubt uns auch fast jeder. Und darum kommen wir aus dem Lachen einfach nicht heraus. Aber das ist gut. Das spielt auch nur untergeordnet eine Rolle. Und darum scheren wir uns nicht darum. Darum können wir machen, wonach immer unser Herz begehrt. Und wenn ein Herz erst einmal versteinert ist, kommt der Rest von allein. Das wird eine herrliche Zeit. Und die Formulare für eine Apokalypse liegen selbstverständlich schon in unseren Schubladen. Und wenn es dann so weit ist, wird die Bürokratie den Rest übernehmen. Das kann man nachlesen. Hat schon oft gut und sehr umfangreich funktioniert. Und für die Abweichler wird es nicht genügend Stimmen geben. Darüber wird selbst die Bevölkerung lachen. Erst werden sie lachen, dann werden sie kämpfen. Das war immer schon so. Hat sich nicht viel daran geändert. Warum sollte es auch. Der nächste Evoluitonsschritt wird noch dauern. Fünfzehn Minuten vorbei. Gott sei Dank!

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

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