28.05.2022
Wir sind kriegsmüde. Sagt die Politik. Das ist lustig. Die meisten von uns haben noch nie einen Krieg erlebt. Wie kann man dann davon müde werden. Wie kann man überhaupt über Krieg reden. Mit unserer Vergangenheit. Man kann. Man tut es. Und das kann gut gehen. Kann aber auch in der Hölle enden. Solche Politiker sollte man mit einem Messer bewaffnet an die Front schicken. Sollten sie es überleben, haben sie sich das Recht verdient, von Müdigkeit zu sprechen. Aber auch nur dann. Wenn man das rein rational betrachtet, kann man nur mit dem Kopf schütteln oder lachen. Wobei es letztendlich egal ist. Ein deutscher Politiker, der den Krieg fördert, sollte noch einmal die Schule besuchen. Dann kann man Schlüsse ziehen. Wenn dann immer noch über Krieg gesprochen wird, ist es sowieso egal. Es ist einfach unvorstellbar. Bei unserer Geschichte. Bei Napoleon. Und Barbarossa. Kann man denn wirklich über Kriegsmüdigkeit sprechen? Das fängt an, mir Spaß zu machen. Denn es ist im Grunde nur die Fortsetzung der Vergangenheit. Ohne Krieg geht es nicht. Der Krieg soll ja der Urvater aller Dinge sein. Und dann geht es besser. Das Volk ist leicht zu mobilisieren. Unverständlicherweise. Aber es ist mehr als einfach. Ein Feind, ein Volk, ein Panzer. Hatten wir zwar alles schon. Aber die meisten, die damals dabei waren, sind tot. Oder verrotten in irgendwelchen Heimen. Und das ist zwar traurig. Lässt sich aber nicht ändern. Und die neuen Deutschen singen wieder die alten Lieder. Natürlich mit anderen Texten. Mit anderen Melodien. Aber der Sinn ist der gleiche. Vielleicht sogar derselbe. Wir wissen es nicht. Und nur, weil der Krieg noch nicht in unserem Land direkt angekommen ist, muss daran gearbeitet werden. Daher sind wir dann auch schon kriegsmüde, bevor es richtig losgegangen ist. Aber das wird sich ändern. Die Straßen werden neu gebaut. Und auf den Gehwegen werden wir wieder hungern. Die Masse wird sich anpassen wie immer. Es gibt nur noch schwarz-weiß. Hatten wir alles schon. Aber damals wusste keiner etwas davon. Wobei das gesamte Programm damals in Buchform erschienen war. Heute läuft das anders. Heute treibt man Säue durch die Welt. Und jeder glaubt, drauf hauen zu können. Man ist ja im Recht. Man ist der Gute und nicht der Böse. Das ist die Runterbrechung auf ein Minimum. Mehr braucht man nicht. Daher ist es alles ganz leicht. In der überinformierten Gesellschaft reicht das vollkommen aus. Aber das wird Konsequenzen haben. Natürlich wieder nur für die kleinen Leute. Das versteht sich von selbst. Und Waffen haben bislang noch jeden Krieg besser gemacht. Lukrativer vor allem. Und diejenigen, die daran verdienen, glauben an das Gute. Sind das Gute. Wollen das Gute. Es ist wunderbar. Und durch das Absurde in uns, kann man das auch alles erklären. Vieles, was nicht verstanden wird, wird einfach erklärt. Und ob verstanden oder nicht, es sitzt dann. Ist die Wahrheit. Ist Recht und Ordnung. Alles andere ist der Feind. So einfach war die Welt schon immer. Sollte sie so einfach auch sein? Darüber wird man nachdenken müssen. Wenn es dann noch möglich ist. Denn es kann, wie gesagt, in der Hölle enden. Aber das ist uns egal. Wir marschieren wieder. Wir dürfen wieder mitspielen. Nach der letzten Pleite reihen wir uns wieder ein. Natürlich unter ganz anderen, neuen Vorzeichen. Aber das wissen die meisten nicht. Das wollen sie auch gar nicht wissen. Wenn dann der Krieg aber erstmal bei uns angekommen ist, haben sie keine Gelegenheit mehr, es zu wissen. Dann heißt es, den Arsch zu retten. Wobei das ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen werden dürfte. Aber das ist gut so. Viertel Stunde vorbei. Gott sei Dank!
© Ulrich P. Hinz
Foto von Ekaterina Belinskaya