Gedankenschleuder (26.08.2022)

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26.08.2022

Wir schwimmen gegen den Strom. Wir Deutschen machen das immer schon so. Das hat Tradition und Geschichte. Eine Welt beherrscht man nicht im Vorbeigehen. Das will gut überlegt und geplant sein. Und selbst wenn wir bislang gescheitert sind, aufgeben steht nicht auf unseren Papieren. Mit lupenreiner Bürokratie sind wir weit gekommen. Aber es reicht natürlich lange noch nicht. Und während die Welt feiert und Corona abgehandelt hat, machen wir weiter. Bis auf die letzte Patrone wird gekämpft. Und mein Gesundheitsminister, der mir fälschlicherweise den Tod prophezeite, geht weiter, als die Deutschen damals wirklich kamen. Und das Ganze spielt sich in einer Art Geschichtsschleife ab. Und wir machen uns wieder unbeliebt. Bei allen anderen. Aber das sind wir gewohnt. Wir spielen lieber allein. Und das hat gute Gründe. Es ist tatsächlich wieder einmal so weit, dass wir in Russland den Feind sehen. Vor zwanzig Jahren hätte man sich das nicht vorstellen können. Aber die Zeit verläuft bekanntlich nicht linear. Sondern sie torkelt besoffen von einem Höhepunkt zum nächsten. Das kommt gut an beim Volk. Und ein dementer Kanzler hat uns gerade noch gefehlt. Das hatten wir noch nicht. Ist neu. Wenn auch nicht sonderlich kreativ. Nur ist es einfach egal. Neutral. Wir brauchen Feindbilder, sonst sind wir nicht glücklich. Wir richten einfach zu gerne, um gänzlich darauf verzichten zu können. Das liegt in unserer Natur. Ist natürlich gewachsen im Laufe der Evolution. Und das muss unter allen Umständen berücksichtigt werden. Ansonsten liefe es aus dem Ruder. Oder könnte aus dem Ruder laufen. Feindbilder sind so wichtig. Das wussten schon unsere Ahnen. Und sind darauf hereingefallen. Und wir fallen einfach heraus. Ist dasselbe Spiel nur unter anderen Anfangsbedingungen. Und das ist gut. Das macht die Sache schwer durchschaubar. Und alle Welt glaubt, im Recht zu sein. Natürlich nur die Deutsche Welt. Der Rest kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. In der Hoffnung, dass dieses Lachen nicht irgendwann in irgendwelchen Hälsen stecken bleibt. Das hatten wir schon einmal. Auch in Russland waren wir schon einmal. Und es war einfach nur kalt. Das kann man sich denken. Und einige können sich sogar noch daran erinnern. Und die ganzen abgefrorenen Glieder heilen nicht. Wir spüren noch ihre Phantomschmerzen. Aber nicht kräftig genug, sonst würden wir solch einen Blödsinn nicht erneut verzapfen. Das große Lachen bleibt noch aus. Und in unseren Straßen ist es noch ruhig. Und selbst, wenn sich das ändern könnte, wir haben zu guter Letzt noch die Bundeswehr. Und wenn uns nichts mehr einfallen sollte, schicken wir sie gegen das eigene Volk. Das hat sich auch damals schon bewehrt. Warum sollte es das nicht wieder tun. Tun tun die Handwerker. Nur kann die kaum noch jemand bezahlen. Und das ist gut so. Wir sterben und das nicht an Corona. Und die leeren Supermarktregale hätte man sich von zwanzig Jahren gar nicht vorstellen können. Aber nur, weil die Vorstellungskraft fehlt, heißt das noch lange nichts. In den 30er Jahren des letzten Jahrtausends hatte man sich auch so einiges nicht vorstellen können. Und wenn man die Aufnahmen sieht, lustiges Gehabe in Schwarzweiß, weiß man, was kommen wird. Oder kommen könnte. Nur, dass es diesmal möglicherweise länger dauern könnte. Oder sogar endgültig sein könnte. Wir wissen es nicht. Aber wir lesen die Zeitungen und lassen uns vom TV sagen, was kommen wird. Was wir zu erwarten haben. Und auf dieses Urteil wartet der Deutsche. Erst dann zieht er los. Und das ist gut so. Das hat Tradition. Das hat Geschichte. Und man wird sich gut dabei fühlen. Sehr gut. Und die ganzen Toten wird man die Straßen entlang stapeln. Und irgend jemandem wird man schon die Verantwortung dafür geben. Darin sind wir gut. Schuld sind und waren immer die anderen. Viertel Stunde vorbei. Gott sei Dank.

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. hedwig netta

    Hier ist jetzt eine Mistkugelpillendreherin,-ziemlich am Ende ihrer Kräfte,- einen Platz suchend für die Kugel wo sie später verbraucht werden soll,- aber wofür?

    1. Uli

      Ich weiß nicht, was gemeint ist. So schlimm?

  2. hedwig-anna netta

    Schlimm überhaupt nicht,- nur bewältigen und arbeiten und immer muss ich unterwegs noch was aufsammeln und mitschleppen.- aber oft ist es auch lustig und ich lache mich schlapp…….gute Grüsse Hedwig

    1. Uli

      Na dann ist ja gut. 😉 Schönen Sonntag!

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