Deutsche Bahn (Kurzprosa)

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Im Zweifel gegen die Zeit. Mit 240 Km/h über die Bahn. Als Land der unbegrenzten Geschwindigkeit hat man einen Ruf zu verlieren. Mit schwitzenden Händen auf dem Lenkrad. Das Gaspedal noch lange nicht am Anschlag. Er drehte die Heizung runter. Knipste die Anlage an. Der Himmel schlich sich davon. Er nahm die Sonnenbrille ab. Stopfte sie in den Halter. Wagner donnerte aus den Boxen. Alles kehrt wieder. Die Stunde. in der Licht und Schatten sich küssen. So nannte er es. Das Restlicht bäumt sich noch einmal auf. Aber jeder weiß, was kommt. Und für die meisten ist das auch normal.
Die Bahn wurde voller. So ein Tempo hält man nicht lange durch. Selbst mit Lichthupe. Die evolutionstheoretische Entwicklung deutscher Autobahnen ist rückläufig.  Und auch wenn sein Fahrzeug den höchsten Stand der Technik repräsentierte, änderte das nichts. Er fühlte eine Wut aufsteigen. Unter einem solchen Himmel ist das nichts Ungewöhnliches. Die Finger tanzten auf dem Lenkrad während die linkte Spur zusehends verklumpte. Mittlerweile schwitze er am ganzen Körper und der Himmel war schwarz. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Für Autofahrer trifft das nicht zu. Oberflächlich betrachtet. Sein einziger Lichtblick war der, dass es um die Deutsche Bahn noch schlechter stand. Selbst wenn das jetzt wenig Trost spendete. Er ließ einen übermenschlichen Schrei raus. Prügelte auf das Lenkrad. Verlor die Kontrolle und überschlug sich. Viele Male. Und einige Kilometer vorher fluchten sie alle gewohnheitsmäßig über den Stau. Das Überraschungsmoment war allerdings klein.

© Ulrich P. Hinz

 

Foto von Taras Makarenko

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