Gedankenschleuder (05.09.2022)

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05.09.2022

Wenn renommierte Wissenschaftler als Ketzer verschrien werden, ist es an der Zeit. Welche Zeit auch immer. Das Mittelalter sollte eigentlich hinter uns liegen. Aber das ist ein Irrtum. Wir alle werden lustig bei Laune gehalten. Und die Menschen lachen nur noch. Allerdings nicht mit ihren Gesichtern. Nur spielt das keine große Rolle. Wir alles wissen, wovon wir reden. Selbst wenn Schweigen der Goldstandard sein sollte. Die großen Firmen wissen davon. Sie lenken ein. Oder aus. Die Richtung spielt dabei keine große Rolle. Es ist nicht wichtig, wohin es geht. Es ist lediglich die Tatsache, dass jemand am Steuer ist. Und dem ist die Richtung mehr oder weniger egal. Wissenschaft war gestern. Heute heißt es wieder Glauben. Wobei wir über diesen Punkt eigentlich lange hinaus waren. Alles kehrt wieder. Alles bleibt gleich. Wen auch unter anderen Voraussetzungen. Die Hexen brennen wieder. Und Schweine werden durch die Dörfer getrieben. Neue Kennzeichnungen für Mensch und Tier wird man feiern. Sie werden in grölenden Massen durch die Straßen rennen und feiern. Die Kirche schaut zu und segnet Waffen. Es sind herrliche Zeiten. Und Jesus schaut zu. Betroffen. Und Buddha. Und Mohamed. Und wie sie alle heißen mögen. Wir werden triumphieren. Unabhängig von der Richtung. Die Schiffe liegen schon zu lange in Häfen. Darüber machen wir uns aber keine Gedanken. Denn die Zeit spielt auf unsere Seite. Und die Nebenwirkungen werden bestens interpretiert. So wie der Glauben es vorschreibt. Ideologien haben sich stets als richtig herausgestellt. So lange, bis sie untergehen. Dann dauert es ein kleines Weilchen, und neue Götter betreten die Bühnen dieser Welt. Es ist ein herrliches Gefühl. Und nur, weil ein paar Wissenschaftler in Ungnade gefallen sind, und mit dem Judaszeichen oder dem Kainsmal versehen sind, heißt das gar nichts. Im Gegenteil. Die Masse lacht am lautesten. Und das ist gut so. Zusammenhänge wird man nicht herstellen. Dafür ist gesorgt. Bestens gesorgt. Und schwarz-weiß ist wieder eine angesehe Farbe. Darauf ist Verlass. Auf die gute alte Inquisition. Und Faktenchecker lachen sich scheckig. Wie ein gutes, braves Kirmespferd. Wer immer im Kreis läuft, kommt auch ans Ziel. Faktenchecker haben das bewiesen. Und wir glauben. Guter Gott wir glauben. Nicht an dich, aber dennoch. Und das hat Stil. Das hat Tradition. Wir könnten ein Lied singen. Aber der Gesang ist uns im Halse stecken geblieben. Daher brüllen wir nur noch. Wenn wir in die Städte ziehen. In die Untergründe dieser Welt. Alles hat seinen Sinn. Alles hat seine Zeit. Und weil es diesmal länger dauern könnte, bleibt es trotzdem. Selbst die leeren Supermarktregale machen die Masse nicht stutzig. Noch nicht. Und wenn es einst bemerkt wird, ist es zu spät. Zumindest für eine gewisse Zeit. Und wenn wir dann im Winter noch nicht erfroren sind, leben wir glücklich und zufrieden. Bis wir dann verhungern, dauert es noch ein Weilchen. Und das hat große Klasse. Und darüber freuen wir uns in Gänze. Die gute alte Zeit wird niemals enden. Die Hexen werden weiter brennen und alles andere ergibt sich von allein. Die große Inszenierung geht seinen Lauf. Und der Regisseur weilt über den Dingen. Das könnte passieren. Wird passieren. Und nur, weil der echte Krieg hier noch nicht angekommen ist, heißt das gar nichts. Viertel Stunde vorbei. Gott sei Dank!

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

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