Gedankenschleuder (12.04.2022)

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12.04.2022

Rom ist untergegangen. Die Zeit brennt unaufhörlich alles nieder. Und so soll es sein. So wird es sein und bleiben. Kein Sterblicher wird sich davor drücken können. In der Veränderung liegt die einzige Konstante, auf die man sich verlassen kann. Und das hat durchaus Vorteile. Über die Nachteile kann man natürlich klagen. Aber wie es auch immer kommen mag. Es wird sich verändern. Und wenn man das einmal für sich selbst festgestellt hat, kann es sich gut sehen lassen. Warum sollte es das auch nicht. Selbst, wenn wir auf diesem Auge ziemlich blind sind. Aber gut, es ist alles ein riesiger Haufen Möglichkeiten. Und wir picken uns das ein oder andere aus. Ohne zu hinterfragen, wieso. Aber das spielt auch keine wesentliche Rolle. Nur weil wir in den Supermärkten bis jetzt noch alles bekommen. Oder zumindest das meiste. Es wird als heiliger Tempel betrachtet. Und die Tempel haben in jeder Epoche gewackelt. Wenn man sich das ganze Gewäsch der Heiligen anhört, kann man daraus schließen, dass es seine Richtigkeit damit hat. Alles andere wäre vergleichsweise einseitig. Und eine Einbahnstraße hat große Vorteile. Die Zeit kann uns nicht wirklich etwas anhaben. Das Vergehen in ihr ist eine Illusion. Davon wissen nur wenige. Aber die haben es verkauft. Als großen Mythos und Hokus Pokus und so weiter. Alles in allem ein schlechtes Geschäft. Und wäre Jesus nicht ans Kreuz geschlagen worden, wer weiß, was alles noch passiert wäre. Darüber können wir nur spekulieren. Und Spekulationen sind gut. Sie zeigen, dass es eine letztendliche Sicherheit niemals geben kann. Aber das ist besser, als der Ruf es ankündigt. Denn wenn du heute in den Spiegel schaust, heute Abend kannst du schon von einem Bus überfahren worden sein. Das hat dann natürlich vermutlich erhebliche Auswirkungen auf dein jetziges Spiegelbild. Aber darum musst du dich dann nicht mehr kümmern. Das machen andere. Und du kannst dir gemütlich eine Auszeit nehmen. Es könnte natürlich sein, dass du dabei drauf gehst. Aber das spielt nur eine untergeordnete Rolle. Im Grunde wäre es nach Nietzsche das Beste, was dir passieren könnte. Aber das wird oftmals kaum erwähnt. Wie sollte es auch. Obwohl es natürlich einen gewissen Reiz hat. Ihn ausübt ohne, dass es einem bewusst wird. Wie die meisten Dinge und Sachen natürlich auch. Also vergessen wir das alles. Vergessen wir, dass wir uns fast erinnert hätten. So ist es auf jeden Fall besser. Und im Glauben daran, werden wir in die ewigen Jagdgründe eingehen. Ohne, dass jemand etwas dafür konnte. Außer vielleicht einige wenige. Aber auf die kommt es letztendlich nicht an. Nach Platon, ist alle Philosophie letztendlich Sterben lernen. Und das ist gut so. Denn unweigerlich wird es darauf hinauslaufen. So viel ist sicher. Aber über Sicherheit haben wir ja schon gehandelt. Und darauf sollte man nicht stolz sein. Sich schon gar nichts einbilden. Das wäre geradezu vermessen. Und die Götter würden fürchterlich darüber lachen. Das große Theater, das mit seinen Mauern im Nichts vor sich hin existiert, lässt uns durch den Vorhang schauen. Wir schauen alle einfach nur aus dem Vorhang und halten es für das ganz große Spiel. Und danach gibt es dann entweder Applaus oder man wird ausgelacht. Oder sie buhen. Das kommt immer auf unsere Leistung an. Unsere Leistung als Schauspieler. Wenn wir aber alles in unsere Leistung als Mensch investieren, könnte es anders laufen. Auch ist in dieser Angelegenheit kaum von Leistung zu sprechen. Leistung ist gut für die Deutschen. Aber brauchen, braucht sie keiner. Und wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen nicht zu gebrauchen. Das hat man uns damals beigebracht. Und daran halten wir uns. Ich bewerte meine Leistungen nicht mehr. Das überlasse ich den Göttern in ihrem Theater. Wo sie in den Logen rumgammeln und uns bei dem kläglichen Versuch, ein Leben ohne Veränderung aufzubauen, kläglich scheitern sehen. So ist es richtig. Wenn wir aus dem Nichts herausschauen, sieht das kaum einer. Aber die, die es sehen, sind gut dran. Denn sie wissen Bescheid. Wissen, wovon schon die alten Legenden und Mythen sprachen. Und darauf ist im Gegensatz zu dem ganzen anderen Quatsch Verlass. Mehr oder weniger. Also, in einem ganz bestimmten Verhältnis. Man könnte sagen, es hat den Anschein. Und wenn der sterbende Mund dann auf dem Totenbett liegt, und schwer nach Luft ringt, bleibt alles andere außen vor. Und wer dann nicht gut vorbereitet ist, wird es vermutlich einfach verschlafen. Das kann passieren, so sicher, wie das Amen in der Kirche. Und die muss es wissen. Immerhin kassiert sie seit tausenden von Jahren unser Geld dafür. Und das macht es doch erst so richtig spannend. Warum auch immer, sie würden Jesus unbenommen jederzeit wieder ans Kreuz schlagen. Das ist einfach der natürliche Verlauf. Darauf kann man sich verlassen. Dostojewski wusste das auch. 20 Minuten vorbei.

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

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