Gedankenschleuder (29.06.2022)

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29.06,2022

Es ist die Zeit der Auferstehung. Aus Ruinen. Aus Gräbern. Hineingelegt in eine kaum zu durchschauende Ideologie. Wir liegen im Garten und die Wettergefühle stehen sich im Weg. Weil alles anders ist, als wir es gewohnt sind. Es ist heutzutage sehr einfach geworden, vom großen Ganzen übermannt zu werden. Natürlich auch überfraut. Sonst geht die Sprache ja nicht vor die Hunde. Und Hundesprache ist das neue Einmaleins der höheren Gesellschaft. Unter ihren gut gedeckten Tafeln liegen wir und warten auf die Reste. Die aber kaum kommen können, da auch die feinen Herrschaften nicht mehr so großzügig bedacht werden, wie sie das gerne hätten. Das konnte man nicht erwarten. Wir haben alle nur das getan, was uns am besten und sichersten erschien. Alles andere blieb Spekulation. Und an den Börsen hat es schon lange nicht mehr zuverlässig funktioniert. Selbst mit den ganzen Insidern. Aber darüber müssen wir uns keine Gedanken machen. Wir sitzen nun tief in unseren Kellern und warten, bis das Schlimmste vorüber ist. Davon kann man ja bekanntlich immer ausgehen. Und nur weil die Luft hier nicht ganz so gut ist, wie in der freien Wildbahn, man gewöhnt sich schließlich an fast alles. Und darum sitzen wir hier auch noch aufrecht und saufen die Zeit dahin. Das hat immer geklappt. Und die Welt über uns geht den Bach runter. Aber das stört uns nicht. Die Propaganda wird das schon richten. Aber es bleibt ein kleiner Funken Zweifel. Doch den saufen wir aus. Da kann man sicher sein, dass es uns immer wieder gelingen wird, die Kurve zu kriegen. Während der kleine Mann, der nicht hier unten für uns arbeitet, oben den ewigen Heldentod stirbt. Und das hat er sich auch redlich verdient. Denn wenn sterben, als Held ist man immer besser dran. Das hat die Geschichte gezeigt. Für einen Heldenstatus ist schon so mancher gestorben. Und in einem Krieg geht das besonders gut. Da singen wir ein paar traurige Lieder und der Rest ist Schweigen. Wir halten die Luft an. Und sitzen wie die Puppen um einen Tisch. Der Staub stört uns nicht weiter. Und die verdorbenen Lebensmittel können wir immer noch gut an die anderen verkaufen. Die fressen einfach alles. Im Gegensatz zu unseren Bedürfnissen. Aber davon haben wir die ganze Zeit geredet. Nein, wir haben sogar darüber gelacht. Und das dumme Volk hat uns angefeuert. Je mehr wir gelacht haben, desto besser wurde das alles. Und im Grunde ist jeder nur eine Zahl. Entweder eine 0 oder eine 1. Der Rest ist Routine. Ablaufprotokolle. Darüber wissen sie aber nichts. Und das war auch besser so. Denn der brave Bürger hat nur ein sehr begrenztes Vorstellungsvermögen. Was nicht in den Nachrichten läuft, existiert für ihn nicht. Es ist wie bei den Kindern, die lachend vor dem Spiegel stehen und sich die Augen zuhalten. Dann lachen sie, wenn sie merken, dass sie noch da sind. Bei den Affen ist das anders. Aber die Nähe zu den Affen bröckelt. Die Theorien vermischen sich. Und es ist der Welt zu wünschen, dass sie diejenigen sind, die übrig bleiben. Wobei das nicht wirklich passieren wird, denn diesmal sind wir gründlicher. In allem und damit kommt dann das große Durchatmen der Welt. Und in gemeinsamen Festen laden wir herzlich zum gemeinsamen Sterben ein. Es wird ein Vergnügen. Viertel Stunde vorbei. Gott sei Dank.

© Ulrich P. Hinz

Foto von Ekaterina Belinskaya

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