09.03.2022
Ich bin tot. Von meinem Gesundheitsminister beschlossen und verkündet. Der Prophet im eigenen Land zählt also doch noch. Das ist gut. Seit gefühlten zwei Jahren. Komme ich in kaum ein Geschäft. Werde in den Zeitungen und im TV angespuckt. Verachtet. Der Lächerlichkeit preisgegeben. Gemobbt und für alles verantwortlich gemacht. Nur, weil ich ihre Panzerschokolade nicht fressen will. Wie dem auch sei. Es ist eine herrliche Zeit. In der man sich wieder beweisen muss. Daher ist es für mich auch egal, ob nun der dritte Weltkrieg kommt, oder die Impfpflicht. Das eine geht nur schneller. Sonst ändert sich nichts. Aber wie konnte es dazu kommen. Damals wie heute? Es ist für einen Verurteilten sehr interessant, das einmal aus eigener Nähe mit beobachten zu können. Wo die Geschichtsbücher versagen, holt die Welt einen ein. Und das ist gut so. Das rundet das Bild ab. Das lässt sich gut an. Man merkt, wie es immer schon war. Und das kann sich sehen lassen. Wir sind ein Volk der Dichter und Trinker. Und das ist ein Kompliment. Natürlich ist die Verachtung, die man mir entgegenschleudert eine gute. Das sehe ich ein. Die riesige Pharmakrake will immerhin leben. Und der Mensch hat einfach nur angst. Und er kann es nicht sehen, dass ihn die Angst bereit macht, für alles. Nur nicht für sich selbst. Man ist ein gut informierter Marionettenkasper. Und das hat Stil. Das kann sich sehen lassen. Dabei fühlt man sich noch über das ungeimpfte Pack erhaben. Was kann es Schöneres geben. Ich kann das voll und ganz verstehen. Es ist einzusehen. Was ist die körperliche Unversehrtheit? Was ist das? Kann man sich daran noch erinnern. Wenn in einigen Jahren die Staatsspritze brüllt, werden sie stramm stehen. Alle. Ob sie wollen oder nicht. Denn die Strafen werden dann so empfindlich sein, wie ein Körper es gar nicht aushalten könnte, sollte er dagegen verstoßen. Es ist wunderbar. Und man sieht es nicht. Man kann es einfach nicht erkennen. Man kann sich auch nicht vorstellen, dass der große Onkel es nicht gut mit einem meint. Das ist doch eine sehr noble Einstellung. Die Juden haben 1933 bestimmt auch gedacht, so schlimm kann es ja schon nicht werden. Nun, errare humaum est. Aber das kommt vor. Ist eine Tragik der Geschichte. Und diesmal geht es um alle. Die Digitalisierung macht es scheinbar unmöglich, zu entkommen. Und das ist gut. Man wird die wichtigen Menschen natürlich anders behandeln. Als das kleine Vieh. Oder die gestopften Gänse. Das ist ja normal. Das war immer so. Und daran wird sich auch nichts ändern. Außerdem wird man aus diesem System auch nur sehr schwer entkommen. Das ist klar. Weil es nahezu lückenlos ist. Das Geld wird knapp. Aber ans Schlange stehen ist man ja mittlerweile gewöhnt. Und das ist gut. Eine gute Übung, für das, was kommen wird. Da sind wir schon mal vorbereitet. Jetzt, wo sich die Regale wieder leeren. Und das nicht nur beim Klopapier. Aber das konnten wir üben. An unseren Ärschen haben wie die Manöver durchgeführt. Das ist alles sehr gut gelaufen. Und einen wie mich, sperrt man in die Ecke. Denken ist Denken. Aber nur im Sinne des Systems. Andererseits ist es böse. Clare et distincte. Wie mein Gesundheitsminister. Man soll seine Feinde lieben. Sagt Jesus. Also lieben wir. Lassen wir uns lieben. Und wenn der Demente aus den USA schließlich den Knopf drückt, weil er es für ein lustiges, rotes Bonbon hält, sind wir alle vorbereitet. Wie gesagt, ob der dritte Weltkrieg oder die Impfpflicht kommt. Mir ist es egal. Ich bin schon tot. Aber ich liebe meinen Gesundheitsminister. Ich liebe ihn bis über den Tod. So will es das Gesetz. So will es der liebe Gott. Der hat ja auch schon Dinge wie das dritte Reich durchgewunken. Wobei man das nicht wirklich sagen kann. Wir wissen nicht, wie viel er geweint hat. Wir wissen nicht, was er dabei gelitten hat. Wenn die ganzen Toten in seine Arme fielen. Du sollst nicht töten. Das kann doch nicht sein. Aber es spielt keine Rolle. Es ist ja schon beschlossen. Selbst Nietzsche wusste, dass er tot ist. Genau wie ich. Aber das ist gut. Das ist sogar mehr als gut. Das ist hervorragend. Denn der Tod ist ja bekanntlich, das einzige Happy End, das wir auf dieser Welt zu erwarten haben. 20 Minuten vorbei. Gott sei Dank.
© Ulrich P. Hinz
Foto von Ekaterina Belinskaya