13.04.2022
Ich bin ein Niemand. Das dürfte wohl jedem klar sein. Und während die Masse mit dem Schwert in der Hand in alle Richtungen stürmt, sitze ich unter einem Baum und meditiere. Das ist vielleicht eine Form der Feigheit. Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall fühlt es sich besser an. Besser, als zusammen mit der Masse das nächste Schwein durch die Dörfer zu treiben. TV befiehl, wir folgen. Und so weiter. Aber darüber hinaus bemerke ich einiges. Und das hat systematische Bedeutung. Das kann man nicht erklären. Weil, die Wissenschaft hat sich schon vor Jahrzehnten verkauft. An alle, die das Goldene Kalb stiften. Das war selten so radikal wie in den heutigen Zeiten. Auch wenn der Satz, dass früher alles besser war, eine himmelschreiende Übertreibung und Untertreibung schlechthin ist. Alles ist besser als nichts. Aber das sagt man nur so. In Wirklichkeit sehnen wir uns mit jedem einzelnen Atemzug danach. Ohne es zu wissen. Aber dafür haben wir die Schwerter in den Händen. Um unsere Feinde gnadenlos auszumerzen. Auch, wenn wir keine Feinde haben. Im eigentlichen Sinne. Wer suchet, der findet. Steht schon in der Bibel. Und überall sonst auch. Auf den U-Bahn-Wänden und wo auch immer. Hier ist bald Ostern. Und man tut noch so, als würde man feiern. Dabei trägt man das ganze System schon lange zum Sterben. Wer unter euch ohne Sünde ist, darf den Osterhasen schlachten. Und der wird uns dann gut schmecken. Wir ziehen ihm das Fell bis über die Ohren. Und dann geht es allen Beteiligten gut. Besser als gut. Und die ganzen Untergangsmechanismen greifen. Wollen verstanden und genutzt werden. Was hat das alles mit Jesus zu tun. Richte nicht, auf das du nicht das kalte Kotzen kriegst. Da ist doch was faul in der Religion. Sie ist im Wesentlichen allein. Aber das macht nichts. Das wird sich finden. Hat sich bis jetzt immer gefunden. Warum sollte es diesmal anders sein. Und die Toten rennen uns die Türen ein. In der blinden Hoffnung auf die Auferstehung. Die ist es, was uns so lustig feiern lässt. Dann tragen wir es schon einen Tag später zu Grabe. Wie die Weihnachtsbäume spätestens bei den Heiligen Drei Königen. Es ist ein uraltes Spiel. Das man selbst im Schützengraben und auf den Schlachtfeldern dieser Welt spielt. Ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Geschweige denn zu bekommen. Es ist eine herrliche Zeit. Und wir müssen nur wieder das Sterben lernen. Das ist im Grunde ganz einfach. Aber es wird zu viel Wirbel darum gemacht. Das kann man auch leichter haben. Aber darüber schweigen wir. Und suchen stattdessen Ostereier, in einem Land, das untergeht. Und wir feiern. Tanzen und singen wie seinerzeit auf der Titanic. Und ich als Musiker, bin mittendrin. Statt dabei. Aber es ist alles halb so wild. Und wir singen immer lauter. Immer kräftiger. Damit die schiefen und falschen Stimmen nicht zu hören sind. Ein ganz einfaches und altes Prinzip. Und diejenigen, die es benutzen, lachen am lautesten. Es hat sich so eingebürgert. So im Großen und Ganzen sind insbesondere wir Deutschen für den Untergang immer wieder bereit. Und das kann man riechen. An jeder Ecke einer Straße. In den Städten. Sogar fast im Wald und auf den Heiden. Das wäre nicht das erste Mal. Aber im Grunde wollen wir es nicht besser. Vielleicht können wir es auch nicht besser. Aber das ganze Geschwafel vom Land der Dichter und Denker macht uns stark. Auch wenn wir keine Dichter und Denker sind. Wir halten uns dafür. Und das reicht schon aus. Darin kann uns keiner was. Und wer auch immer gegen uns antreten will, wir werden ihn mit unseren alten Weihnachtsbäumen bombardieren. Das wird Eindruck machen. Das ist immer eine Reise wert. Und sollte es nicht mehr klappen. Einerlei. Wir essen dann einmal im Jahr unseren Spargel und alles ist gut. Die ganze Geschichte ist im Grunde eine Spargelgeschichte. Aber das wird großzügig übersehen. Und das ist auch gut so. Wer sollte sich schon darauf verlassen. Dass diesmal genügend Spargel für alle da ist. Aber begnügen wir uns erst einmal mit Ostereiern. Das wird uns guttun. Wer und warum wir das machen, kann man studieren. Aber man wird dabei nicht aus dem Lachen herauskommen. Und das hat dann auch etwas für sich. Was immer es auch sei. Früher wahr alles besser. Und heute ist es am besten. Morgen wird man sehen. Aber das ist bloß ein Ammenmärchen. Und heute gibt es kaum noch Ammen. Heute ist die Muttermilch meistens mit irgendwelchen Medikamenten vergiftet. Aber das ist schon in Ordnung. Das muss so sein. Wurde angeordnet. Im Land der unbegrenzten Lächerlichkeiten. Und die Masse mit dem Schwert in der Hand. Während ich unter den Bäumen besser aufgehoben bin. 20 Minuten vorbei. Gott sei Dank.
© Ulrich P. Hinz
Foto von Ekaterina Belinskaya